Express-Konzept bringt gerade für die Fahrgäste im Umland Vorteile:
Das Express-Konzept mit dem zweiten Stammstreckentunnel bringt vor allem für das Umland große Vorteile. Dies wird unter anderem dadurch belegt, dass für diese Konstellation im Vergleich zu allen anderen Planfällen die deutlich höchsten Fahrgastzuwächse errechnet werden. Durch den Reisezeitvorteil des Express-Konzepts rücken die Landeshauptstadt und die Umlandlandkreise noch näher zusammen. Wie wichtig der Reisezeitvorteil ist, zeigen die hohen Fahrgastzahlen an den Bahnhöfen mit S-Bahn- und Regionalzughalten (Dachau, Grafing Bf., Freising, Petershausen). Bereits heute nutzt hier die Mehrheit der Fahrgäste die schnellen Regionalzüge – trotz zum Teil nicht optimaler Umsteigevorgänge am Haupt- bzw. Ostbahnhof.
Vorteile für die Fahrgäste im Landkreis München:
Für die S-Bahnlinien im Landkreis München gilt:
• Das Verkehrsangebot auf der heuten S3 nach Holzkirchen bleibt unverändert, d.h. auf diesem Linienast wird auch künftig der 20-Minuten-Grundtakt angeboten, der in der Hauptverkehrszeit von/bis Deisenhofen auf den bekannten 10-Minuten-Takt verdichtet wird. Die Linie verkehrt weiterhin durch die vorhandene Stammstrecke mit direkten Fahrtmöglichkeiten zu allen Stammstreckenstationen.
• Ebenfalls bleibt das Verkehrsangebot auf der heutigen S7 zwischen Wolfratshausen und Kreuzstraße unverändert beim 20-Minuten-Takt. Diese Linien verkehrt ebenfalls weiterhin durch die vorhandene Stammstrecke.
• Die Stationen Planegg, Gräfelfing und Lochham auf der S6, Feldkirchen und Heimstetten auf der künftigen S6 sowie Oberschleißheim und Unterschleißheim auf der S1 erhalten während des gesamten Tages einen 15-Minuten-Takt. Damit besteht für diese Stationen ein deutlich verbessertes Angebot gegenüber heute.
• Die S-Bahnlinien S1 und S6 werden künftig durch den neuen Tunnel verkehren. Dadurch ergeben sich schnelle Fahrtmöglichkeiten zum Hauptbahnhof, Marienhof und Ostbahnhof.
• Es ist jedoch richtig, dass im neuen Angebotskonzept für das Erreichen der Stationen Isartor, Rosenheimer Platz usw. ein Umsteigen erforderlich ist. Die bestehenden Fahrgastzahlen zeigen jedoch deutlich, dass die Mehrheit der Fahrgäste (>70%) als Ziel den auch weiterhin direkt erreichbare Bereich zwischen Hauptbahnhof und Marienhof sowie Pasing, Laim und Ostbahnhof hat. Außerdem verringert sich der Umsteigenachteil, da in Laim bzw. am Leuchtenbergring problemlos bahnsteiggleich umgestiegen werden kann.
• Die Stationen Ismaning und Unterföhring auf der Flughafenlinie sowie Gronsdorf werden künftig mit vier Halten je Stunde und Richtung bedient. Haar hat künftig während des gesamten Tages insgesamt sechs Halte (15-Minuten-Grundtakt plus Express-S-Bahnen im Halbstundentakt). Es bestehen weiterhin direkte und umsteigefreie Fahrtmöglichkeiten zu allen Stammstreckenstationen.
Vorteile für die Fahrgäste im gesamten Umland:
Für 33 Stationen wird künftig während des gesamten Tages der 15-Minuten-Takt statt des 20-Minuten-Taktes angeboten. Dieses betrifft die Streckenabschnitte Moosach - Neufahrn, Buchenau - Leienfelsstr., Starnberg - Lochham, Markt Schwaben - Riem und Hallbergmoos - Daglfing.
Bei 14 Stationen entfällt der Takt 10 bzw. die einzelnen Takt 10-Verstärkerfahrten in der Hauptverkehrszeit. Dafür wird während des gesamten Tages der 15-Minuten-Takt angeboten. Dies ist tatsächlich in der Hauptverkehrszeit ein gewisser Nachteil, betrifft aber lediglich die Stationen mit schwächerem Aufkommen. Die Anzahl der Halte pro Tag bleibt jedoch insgesamt unverändert.
An neun Stationen wird der Takt 10 bzw. die einzelnen Takt 10-Verstärkerfahrten in der Hauptverkehrszeit durch einen 15-Minuten-Takt plus ganztägige Express-S-Bahnen im Halbstundentakt ersetzt. Damit ergeben sich für diese Stationen sechs Halte pro Stunde und damit eine deutliche Angebotsverbesserung. Zu diesen Stationen gehören u.a. auch Haar und Trudering.
Weitere sieben Stationen im Außenbereich erhalten ganztags einen Halt der Express-S-Bahn in einem gut merkbaren 30-Minuten-Takt und profitieren damit von schnellen Fahrzeiten nach München.
Der zweite Tunnel bietet langfristig – über die Betriebskonzepte in der Nutzen-Kosten-Untersuchung hinaus – die weitaus größten Perspektiven für den Ausbau des S-Bahn-Systems. Nur wenn das Problem Nadelöhr Stammstrecke gelöst ist, können (weitere) Maßnahmen an den Außenästen optimal wirken.
Weitere Vorteile des zweiten Tunnels:
Mit dem zweiten Tunnel wird die notwendige Kapazität im Kernnetz der Münchner S-Bahn geschaffen, um die künftig weiter steigende Fahrgastnachfrage bewältigen zu können.
Es wird ein Bypass für Störungen geschaffen und eine Steigerung der Leistungsfähigkeit ermöglicht und so die Erhöhung der Betriebsstabilität und der Pünktlichkeit des gesamten S-Bahn-Systems erreicht.
Ferner bildet der zweite Tunnel die Grundlage für den weiteren Ausbau der SPNV-Schieneninfrastruktur, insbesondere in Hinblick auf die Verbesserung der Flughafenanbindung. Damit wird nicht nur den Bedürfnissen der Pendler sondern auch den Anforderungen des Umweltschutzes an eine nachhaltige Mobilität entsprochen.
MVV-Geschäftsführer Alexander Freitag:
„Es gibt, gerade aus Sicht des Umlandes, keinen Grund mehr für weitere Verzögerungen beim Ausbau des S-Bahnsystems im Großraum München. Eine ganzheitliche Betrachtung der Vorteile für das Gesamtsystem und rasches Handeln sind erforderlich, um das wichtigste Infrastrukturprojekt für die gesamte Region München zeitnah realisieren zu können. Suboptimale Lösungen, Kirchturmdenken und das Fokussieren auf einzelne Argumente zu Lasten des Gesamtnutzens bringen uns in der momentan entscheidenden Phase nicht voran. Gerade für das Umland sprechen alle Argumente aus betrieblicher, verkehrlicher, planerischer und wirtschaftlicher Sicht für eine zeitnahe Realisierung des zweiten S-Bahntunnels.“
Das Umland votiert zu Recht klar für den zweiten Tunnel:
Alle Vertreter im Verbundrat und der Gesellschafterversammlung des MVV haben sich – wie bekannt – für eine rasche Realisierung des zweiten S-Bahntunnels ausgesprochen. In der MVV-Gesellschafterversammlung sind alle acht Landkreise des Münchner Umlands durch die Landrätin bzw. den Landrat vertreten. In den zurückliegenden Sitzungen der Verbundorgane wurde besonders auf die Bedeutung des zweiten Tunnels für das Umland, die Pendler und die Stadt-/Umlandverkehrsbeziehungen hingewiesen. Inzwischen haben, über das Votum in den Verbundorganen hinaus, bereits fünf von acht Verbundlandkreisen sogar formelle Gremienbeschlüsse pro zweiten Tunnel gefasst.