Fahrplanauskunft für Sehbehinderte

SWIPE + RIDE – zwei Jahre eTarif im MVV

Vor zwei Jahren ging am 20. Oktober 2020 SWIPE + RIDE an den Start, das Pilotprojekt zum eTarif im MVV. Seitdem wurden mehr als 330.000 Fahrten mit dem smartphonebasierten Entfernungstarif absolviert, verschiedene Bonus- und Rabattmodelle getestet und neue, kundenfreundliche Features erarbeitet. Bis zum Ende des Jahres soll außerdem eine Mitnahmeregelung implementiert werden.

Mehr als 9.600 Nutzer:innen  haben sich in den vergangenen beiden Jahren in der FTQ Lab-App, die im Pilotprojekt SWIPE + RIDE genutzt wird, registriert. Gemeinsam mit der MVV GmbH und dessen Partnern testen sie den eTarif bei dem die gefahrene Strecke automatisch von der App ermittelt und der Fahrpreis im Nachgang abgerechnet wird. Dieser Preis basiert auf der Luftlinien-Entfernung. Das Angebot wurde speziell für Personen konzipiert, die nur gelegentlich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind. Während des Aktionszeitraums des 9-Euro-Tickets war die Anzahl der Fahrten im eTarif pro Monat zwar auf durchschnittlich 800 Fahrten zurückgegangen, nach Ende des Aktionszeitraums des 9-Euro-Tickets erfreut sich eTarif aber wieder großer Beliebtheit. Die Zahlen stiegen rasch wieder an: Die Anzahl der aktiven Nutzer:innen lag im September nur rund fünf Prozent unter dem Maiwert, die Anzahl der Fahrten fiel sogar um nur rund ein Prozent.

„Wir unterstützen das Pilotprojekt mit rund 1,8 Millionen Euro. Mit dem Vorhaben können wir herausfinden, wie vor allem flexible und gelegentliche Fahrgäste auf einen einfachen Tarif und leichteren Zugang zum ÖPNV reagieren und wie sich das auf die Nachfrage auswirkt“, sagt Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter. „Die gewonnenen Erkenntnisse sind enorm wichtig für die künftige Entwicklung von Tarifen und Ticketing und fließen bereits in bayernweite Projekte dazu ein.“  

Zunächst sah das Projekt SWIPE + RIDE einen Pilotzeitraum von 24 Monaten vor, der allerdings im Juli 2022 von der Gesellschafterversammlung des MVV bis Ende des Jahres 2023 verlängert wurde.

„Die Corona-Pandemie, das 9-Euro-Ticket und die daraus resultierenden Effekte auf das Mobilitätsverhalten haben auch Auswirkungen auf die Evaluierung des Pilotprojekts“, so MVV-Geschäftsführer Dr. Bernd Rosenbusch. „Wir wollen aus dem Projekt Schlüsse für das weitere Vorgehen im Bereich der elektronischen Tarife und des smartphonebasierten Vertriebs ziehen. Dafür benötigen wir aber eine verlässliche und breite Datengrundlage – und somit mehr Zeit. Gemeinsam mit unseren Gesellschaftern und den Projektpartnern haben wir deshalb eine Verlängerung des Testzeitraums beschlossen.“

Auch im nun beginnenden dritten Pilotjahr wird das Projekt SWIPE + RIDE weiter eng durch eine Marktforschung begleitet. In die weitere Entwicklung des eTarifs fließen neben den Ergebnissen der regelmäßigen Kundenbefragungen aber auch die Rückmeldungen der Nutzer:innen an den Kundenservice und über die Online-Community mit ein.

 

Einige Themen konnten bereits umgesetzt werden:

Die im April 2021 auf Kundenwunsch hin eingeführte Smart Stop-Funktion nutzen mittlerweile rund 34 Prozent der eTarif-Kund:innen. Smart Stop kann optional in der FTQ Lab-App aktiviert werden und erinnert die Fahrgäste nach der Fahrt an den Check-out bzw. checkt die Fahrgäste nach einer gewissen Zeit automatisch aus.

Für mehr Preissicherheit und Transparenz sorgt seit August 2021 außerdem ein Preisrechner in der Online-Community, über den die Pilotkund:innen vor Fahrtantritt den Preis der jeweiligen Fahrt ermitteln können.  

Auch in Sachen Preisbildung werden verschiedene Modelle getestet: Während zum Start des Pilotversuchs nur nach der Luftlinie zwischen Start und Ziel abgerechnet wurde, gibt es seit März 2022 eine weitere Pilotkundengruppe, deren Fahrten auf Basis der Luftlinien zwischen den durchfahrenen Haltestellen bepreist werden.

„Das Prinzip des eTarifs, eine entfernungsbasierte Abrechnung ohne Zonengrenzen, bleibt auch für die zweite Kundengruppe weiterhin erhalten. Wir testen mit dieser Gruppe vor allem die Technik auf Herz und Nieren “, so Dr. Bernd Rosenbusch weiter. „Abgerechnet wird bei dieser Gruppe nach der Luftlinie zwischen den durchfahrenen Haltestellen – also noch näher an der tatsächlich gefahrenen Strecke, was aber gerade in Sachen Ortung, zum Beispiel unter der Erde in tiefen U-Bahnhöfen, eine echte Herausforderung darstellt. Daran feilen wir noch, ansonsten ist die Technik aber schon sehr weit ausgereift.“

Die Preise je Kilometer wurden bei der zweiten Pilotkundengruppe angepasst, sodass diese bei vergleichbaren Fahrten auf demselben Niveau liegen wie bei der ersten Gruppe. Die weiteren Vorteile des eTarifs, wie der Tagesdeckel und das jeweils geltende Rabattmodell, gelten für beide Kundengruppen gleichermaßen.

Für die schlussendliche Entscheidung für oder wider die Einführung eines eTarifs im MVV-Raum ist es wichtig, die Anforderungen einer möglichst bevölkerungsrepräsentativen Gruppe an Pilotkund:innen im Pilotprojekt kennenzulernen. Deshalb wurden je Pilotkundengruppe einzelne Kontingente für die Stadt München, für die Verbundlandkreise und für Personen, die außerhalb des MVV-Raums wohnen, definiert. Für die zweite Pilotkundengruppe sind noch Testplätze in den Verbundlandkreisen frei. Münchner:innen landen derzeit auf einer Warteliste und werden jeweils angeschrieben, sobald wieder Plätze frei sind.

Darüber hinaus wurden im Pilotprojekt mittlerweile drei verschiedene Bonus- bzw. Rabattmodelle getestet. Zuletzt wurde Anfang September 2022 die bis dahin geltende Bonusstaffel von einer Rabattstaffel abgelöst: Nach mindestens vier Fahrten mit dem eTarif erhalten die Fahrgäste nun im nächsten Monat automatisch einen Rabattanspruch von bis zu 30 Prozent auf alle Fahrten mit dem eTarif. 

Aktuell wird auf Wunsch der Pilotkund:innen an der Einführung der Zahlung per SEPA-Lastschrift sowie an der Umsetzung einer Mitnahmemöglichkeit im eTarif gearbeitet. Parallel dazu arbeitet ein Team aus allen Partnerhäusern daran, aus den im Pilotversuch gewonnenen Erkenntnissen Strategien für einen möglichen Wirkbetrieb im Anschluss an das Pilotprojekt zu eruieren. Die einfache Nutzung des eTarifs für den Fahrgast stellt auf jeden Fall einen Grund dar, das Projekt in der ein oder anderen Weise über das Jahr 2023 hinaus fortzuführen.

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Projektpartner des Piloten eTarif „SWIPE + RIDE“ sind der Freistaat Bayern, die Landeshauptstadt München, die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Dachau, Erding, Ebersberg, Freising, Fürstenfeldbruck, München und Starnberg sowie die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), die S-Bahn München und die Bayerische Regiobahn. Weitere Informationen zum Projekt finden sich unter www.mvv-muenchen.de/etarif.